`s Ländle ruft - Das TYPO3camp Stuttgart 2016

Wie jedes Jahr trafen sich auch 2016 die TYPO3 Enthusiasten auf dem TYPO3camp in Stuttgart. Christian Händel war vom 10. bis 12. Juni im Schloss Hohenheim dabei und begeistert, wie uns sein Recap verrät. Er gibt einen spannenden Einblick in das Barcamp und damit seinen Einstand als Gastautor für TYPO3.net.

Wir freuen uns wirklich sehr, Christian Händel (@t3agent) als Gastautoren für die TYPO3.net News gewonnen zu haben. Der zertifizierte TYPO3 Integrator ist Leiter des Entwicklungsteams bei der Interfrog Produktion GmbH und beschäftigt sich seid 9 Jahren mit der Umsetzung von TYPO3 Projekten. Christian wird uns in den nächsten Wochen als Experte mit einer Reihe von Gastbeiträgen zum Thema „Professionelle TYPO3 Integration mit Sitepackages“ versorgen. Als Einstieg beschreibt er uns heute aber in seinem Recap zum TYPO3camp in Stuttgart erstmal seine Eindrücke vom Barcamp im Schloss Hohenheim.

Für die Community-Neulinge: ein Barcamp ist eine durch die Teilnehmer gestaltete Konferenz, bei der die Vorträge und Workshops spontan gehalten werden und nur ein grobes Rahmenprogramm festgelegt ist. Finanziert wird das Ganze durch zahlreiche Sponsoren und Supporter-Tickets, die etwas teurer als der reguläre Preis sind (hier knapp 60 Euro).

Für mich war es die erste Community-Veranstaltung nach einer etwas längeren Pause und ich bin immer wieder beeindruckt von der selbstverständlichen Freundlichkeit und Herzlichkeit, die auf diesen Camps gelebt wird.

WarmUp Party 

Am Freitag (10.06.) begann für uns das Camp nach einer staureichen Autofahrt mit der WarmUpParty, auf der man bei reichlich Pizza und guter Musik die ersten Kontakte knüpfen konnte. Leider sollte es der einzige Tag sein, an dem wir halbwegs vernünftiges Wetter hatten und so war es ein Leichtes, mit all den bekannten Gesichtern die ersten Gespräche zu führen und sich über die aktuellen Entwicklungen auszutauschen.

Tag 1 - Der Samstag

Der Samstag begann standesgemäß mit einem leichten Frühstück und der Begrüßung durch das Orga-Team. Um die allgemein übliche Vorstellungsrunde dieses Jahr etwas besonders zu gestalten, hatte sich Daniel Ferle für eine sogenannte soziografische Aufstellung entschieden. Hierbei werden die Teilnehmer anhand bestimmter Eigenschaften im Raum aufgestellt. In diesem Falle zuerst nach geografischer Herkunft, dann nach Alter und zum Schluss nach den Berufen. Natürlich artete das Ganze bei 200 Teilnehmern in ein kleines Chaos aus, der kommunikative Aspekt verfehlte aber seine Wirkung meiner Meinung nach nicht. Man tauschte sich aus, zu welcher Gruppe man gehörte und der ein oder andere blieb bei dem Versuch, sich an seinen richtigen Platz zu stellen, im Gespräch auf halber Strecke hängen.

Auch die anschließende Sessionplanung barg dieses Jahr einige Neuerungen. Um wieder mehr Barcamp-Charakter in die Vorträge zu bringen, verlas Thomas Löffler zu Beginn ein paar Regeln, an die sich jeder halten sollte wie z. B. „Verkaufe nichts!“. Außerdem sollte jeder nur eine Session vorschlagen und die Planung wurde ausschließlich nur für Samstag vorgenommen. Dadurch wollte man für Sonntag spontaner sein und mehr Leuten die Möglichkeit geben, eine Session zu halten. Mehr dazu später im Bereich Lob & Kritik.

Die forms Extension

Meine erste Session an diesem Tag wurde von Björn Jacob (TRITUM) gehalten. Er zeigte kurz die Entwicklung der TYPO3 Core Extension "form" zur einfachen Generierung von Formularen. Dabei ging er auf Fehler aus der Vergangenheit ein und zeigte kurz die nächsten Schritte, die das Team mit der Extension machen möchte. Bemerkenswert finde ich den Aspekt, dass das Team um Björn Redakteure und Website-User im Fokus behält und so an essenzielle Features wie Validierung, Spam und einfache Bearbeitung denkt. 


Björn Jacob von TRITUM

ifPages Theming and Distribution

Für mich ist es mittlerweile Tradition, das TYPO3camp Stuttgart dafür zu nutzen, eigene Entwicklungen einem Härtetest zu unterziehen – denn nichts ist so kritisch wie ein Pulk von Entwicklern, die es alle drauf haben. So habe ich dieses Jahr die Chance genutzt, unsere hauseigenen Distributionspackages vorzustellen bei denen auch eine einfache Theming-Extension integriert ist und TYPO3 Webseiten im Wordpress-Stil schnell aufgesetzt sind. Wie sich im anschließenden Dialog zeigte, sind die Grundprinzipien mit der themes Extension weitgehend deckungsgleich und für die Zukunft gilt es dort einen gemeinsamen Weg zu finden, um das TYPO3 System weiter voran zu treiben.

Composer

 

Nach einem kurzen Break für Kaffee und Kuchen führte mich mein Weg zu der Session von Benni Mack (b:dreizehn), der federführend bei der Einführung von Composer innerhalb des TYPO3 Systems war. Er gab eine kurze Einführung in das System und erläuterte die Vorteile. Für Einsteiger war diese Session definitiv ein guter Überblick und eine optimale Einführung.

Mehrsprachigkeit

Jo Hasenau (cyberkraft) initiierte diese Session als Erfahrungsaustausch und Feedback-Runde, um das Handling von Sprachen für den Redakteur und die Integratoren zu optimieren. Immer wieder wurde in diesem Dialog deutlich, dass sich sowohl Entwickler als auch Redakteure von der Vorstellung verabschieden müssen, dass das Wechseln der Sprache im Frontend nur eine simple Übersetzung der Sätze ist. Für Webseitenbetreiber wird es zunehmend wichtiger, konkrete Zielgruppenansprache zu betreiben, die länderspezifisch ist, sodass der Content für jede Sprache stark abweichen kann. Um die Pflege im TYPO3-Backend weiterhin leicht und sauber durchführen zu können, sind unter anderem Wizards und lokalisierte Elemente, die keine Default-Sprache haben, ein heiß diskutiertes Thema. Auch Channels, die den Content z. B. für Facebook bereitstellen, sind dabei Features, die über kurz oder lang Ihren Weg in das TYPO3-Backend finden werden. 

Recipes

Helmut Hummel initiierte in der Sessionplanung eine Runde, in der jeder seine besten Rezepte zeigen konnte. Hier stellten die Teilnehmer einfache Tools wie Prozentrechner, Datumskonvertierung auf der Kommandozeile, Composer-Tasks und Multidomain 404-Handling vor. Jeder Teilnehmer hatte dafür drei Minuten Zeit. Da es keine Rednerliste gab und der Tag dem einen oder anderen schon in den Knochen steckte, dünnte die Session zum Ende hin recht schnell aus, was dem komprimierten Wissensaustausch jedoch nicht im Geringsten schadete, aber für eine vorzeitiges Ende der Session sorgte und damit den Abend einläutete.

Der Abend

Fast schon zur Tradition bei diesem Camp ist das abendliche Spanferkel geworden. Generell ist das Catering auch diesmal einfach wieder herausragend gewesen. Nachdem sich alle recht schnell satt gegessen hatten begann der sanfte und entspannte Teil des Tages. Patrick Lobacher schenkte Cocktails aus und Ralf Merz und Robert Zierhofer gaben ihre DJ-Künste zum Besten. Eine kleine Neuerung bot aber auch dieser Teil des Events: Zum einen wurden die üblichen Kickertische gegen eine Tischtennisplatte getauscht, was nicht nur sportlich sondern auch gesellschaftlich eine echte Bereicherung war. Zum anderen war jweiland diesmal für den NerdFaktor verantwortlich, in dem das Team einen Nerfgun-Wettbewerb abhielt, bei dem der Sieger ein wenig Unterhaltungselektronik mit nach Hause nehmen konnte.

Tag 2 - Der Sonntag 

Nachdem unser Team gegen 2.30 Uhr nachts den Weg in die Hotelbetten fand, war für einige der Start in den zweiten Tag nicht ganz so einfach zu bewältigen. Darüber half einem das Frühstück mit Weißwurst, Brezeln, Eiern und Speck aber gut hinweg.

Sass Best Practices

In dieser Session, die auf Wunsch anderer Teilnehmer entstand, zeigte ich einige meiner Sass Techniken und erklärte auch ein paar Grundlagen des PreProcessors. Hierbei ging es zum Schluss auch wieder um den Austausch z.B. darüber, für welche Anwendungsgebiete Gulp oder Compass die bessere Wahl ist. 

The Future of TYPO3

Für unser Team bildete die Session von Matthias Schreiber den Abschluss des TYPO3camps in Stuttgart. Matthias zeigte keine konkreten Features, sondern erläuterte uns den Masterplan des Core-Teams für das TYPO3 CMS. Er stellte Features wie Doctrine in Aussicht, was eine meiner Meinung nach schon sehr lange überfällige Tür hin in Richtung Verwendung von  dokumentenorientierten Datenbanken wie MongoDB aufstößt. Auch die Einführung der TYPO3 Inc - genauer der TYPO3 GmbH - spielte in dem Talk eine große Rolle. Er zeigte ihre Funktionen auf und erläuterte die Möglichkeiten, die ein hauseigener TYPO3 Marketplace in Zukunft bringen wird. Für konkrete Details empfehle ich euch, die Slides durchzuschauen. 

Lob & Kritik

An dieser Stelle möchte ich die Chance nutzen, mich bei den Organisatoren und Sponsoren zu bedanken, die es auch dieses Jahr wieder geschafft haben eine Location, Catering und ein ansprechendes Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. Die Universität Hohenheim ist immer wieder eine besondere Location und das Catering überzeugt auf ganzer Linie. Für ein Barcamp untypisch gab es in diesem Jahr einen geplanten Workshop, der im Voraus schon feststand. Andrea Schmuttermair veranstaltete einen dreistündigen Extbase-Workshop für Einsteiger, für den meine Kollegen nur positive Worte fanden. Ich begrüße diese Entwicklung sehr und finde es gerade für Community-Neulinge unglaublich wichtig, Workshops in dieser Art fest anzubieten. Mein größter Kritikpunkt dieses Jahr fällt auf die Sessionplanung. Durch die Einschränkungen kam es am Sonntag fast nur noch zu Wiederholungen und viele Redner, die ich gerne mehrfach gehört hätte, konnten „nur“ eine Session halten. Hier würde ich mir für das nächste Jahr einfach wieder eine offene Sessionplanung wünschen ohne Einschränkungen. Vielleicht sollte man auch wieder die Themenvorschläge vorher einreichen können, damit die Teilnehmer schon konkretere Vorstellungen haben. Auch wenn das vielleicht nicht dem Camp-Charakter entspricht, verhindert man so vielleicht, dass dem Camp zum Schluss die Puste ausgeht.

Fazit

Die Community-Veranstaltungen innerhalb des TYPO3 Universums sind wissenstechnisch und menschlich immer wieder eine Bereicherung. Ich nutze Sie, um mir einen Überblick darüber zu verschaffen, wer sich aktuell so einbringt und welche Richtung die Branche einschlagen wird. Grundlegende Themen wie Deployment und die Nutzung von Composer treiben die Community immer noch um und sollten dringend Agentur-Standard werden, während der Einsatz von Extbase & Fluid das schon geschafft hat. Sehr zu begrüßen ist auch die Entwicklung, dass für die Weiterentwicklung von TYPO3 die Endanwender jetzt eine essenzielle Rolle spielen und die Teams es verstanden haben, sich ständig Feedback einzuholen und die Redakteure mitwirken zu lassen. Auch deshalb heißt es auch nächstes Jahr für mich wieder. `s Ländle ruft!

 

Christian Händel